Viele Schmerzprobleme lösen durch Triggerpunkt-Eigenbehandlung

Eine häufige Ursache für Schmerzen am Bewegungsapparat ist weitgehend unbekannt: Aktive Triggerpunkte der Muskulatur. Die meisten Orthopäden und leider auch Therapeuten und Masseure haben diese häufigen Schmerzauslöser überhaupt nicht auf dem Schirm.

Triggerpunkte, Triggerpunkt-Therapie

Erfahrene Triggerpunkt-Behandler wissen allerdings schon lange um die verblüffende Wirksamkeit dieser simplen Massagemethode. Bei Triggerpunkten handelt es sich um punktuelle Bereiche der Muskeln, die eine starke, abnormale Spannung aufweisen. Auf Druck sind diese Stellen zum Teil extrem schmerzhaft. Ein gesunder, entspannter Muskel ruft solchen Druckschmerz nicht hervor.

Diese verspannten Muskelpunkte rufen, auch wenn sie selbst unentdeckt bleiben, oft Schmerzen an anderen Stellen hervor. Meist liegen diese jeweils in dem Bereich, der durch den Muskel funktionell beeinflusst wird. Muskeln ziehen ja in der Regel über ein oder sogar mehrere Gelenke über Rumpf und Gliedmaßen hinweg.

So senden etwa die Muskeln des verspannten Unterschenkels oftmals heftige, stechende Schmerzen in den Fuß. Dabei ist die Vorderseite, die Schien- und Wadenbeinmuskulatur, für Schmerzen an der Fußoberseite und den Knöchelbereich verantwortlich, die Rückseite, die tiefe und die oberflächliche Wadenmuskulatur, für hartnäckige Schmerzen an der Ferse und der Fußunterseite.

Entsprechend senden aktive Triggerpunkte der Unterarm-Muskulatur Schmerzen ins Handgelenk.

Häufige Probleme mit Kreuzschmerzen werden oft von verborgenen, extremen Triggerpunkten der tiefen Gesäßmuskulatur und der Hüftgelenkrotatoren (mit)verursacht. — Und so fort, für alle Schmerzbereiche lassen sich „zuständige“ Muskeln bzw. deren Triggerpunkte zuordnen.

Da Muskeln in Sehnen übergehen und diese über ein Gelenk ziehen und meist nahe an diesem ansetzen, werden Schmerzsymptome von Orthopäden klassischerweise Entzündungen von Sehnen, Gelenken, Schleimbeuteln,  Gelenkkapseln und Gelenkflächen oder sehr gerne einfach „allgemeinem Verschleiß“ zugerechnet. Dann heißt es „Tendinitis, Bursitis, Arthritis, Arthrose, Rheumatoide…, Fibromyalgie“ etc.

Natürlich können diese Diagnosen auch richtig sein. Und es sollten immer substantielle Verletzungen ausgeschlossen werden. Nur, selbst wenn eine Entzündung der Sehne durch Stilllegung abgeklungen oder, leider auch sehr gerne und häufig, eine Gelenkoperation mit Gelenkersatz durchgeführt ist: Es stellt sich in jüngerer Zeit immer mehr heraus, dass die wahre Ursache damit nicht behandelt worden ist: Triggerpunkte, Verspannungen und Verklebungen der Muskulatur und des faszialen Gewebes.

Hier findet gerade eine regelrechte Revolution der Schmerzbehandlung statt. Weg von einer Symptom-Flickschusterei hin zu einer konservativen Therapie auf Ursachen-Ebene.

Triggerpunkte sollten dabei auch von z.B. Faszientherapeuten und Chiropraktoren unbedingt mit beachtet werden. Leider sind auch unter den neuen Schmerztherapeuten tatsächlich oftmals unnötige Abgrenzungs- und Grabenkämpfe zu beobachten. Dabei wäre die beste Lösung natürlich, die verschiedenen Methoden von vornherein sinnvoll zu kombinieren.

Das Tolle an der Triggerpunkttherapie: Sie eignet sich hervorragend zur Eigenbehandlung. Eine sehr gute, kompetente Anleitung dafür liefert das „Arbeitsbuch Triggerpunkt-Therapie“ von Claire und Amber Davies. Ich selbst habe dieses neulich entdeckt und in der englischen Originalversion durchgearbeitet.

Das Buch gibt eine ausführliche Einleitung in die Thematik, mit Infos zum Hintergrund, zur besten Anwendung und zu beachtenden Ausschluss- und möglichen Risikofaktoren. Die Gliederung und Navigation erfolgt sowohl über die Muskulatur wie auch über die Schmerzareale, so dass man etwa bei Schulter- oder Rückenschmerzen schnell die zugeordneten Muskeln findet, geordnet nach deren Bedeutsamkeit für den jeweiligen Schmerzbereich.

Ich konnte mich, unter anderem bei meiner Mutter als eine der ersten ProbandInnen, bereits von der Wirksamkeit der Triggerpunktbehandlung überzeugen – und bin begeistert über diese einfach anwendbare, hilfreiche Methode!

Und selbst wenn Schmerzen nicht zu hundert Prozent auf aktive Triggerpunkte zurück gehen, eine Beteiligung – und damit eine wirksame und recht schnelle Linderungsmöglichkeit durch diese Behandlung – ist so gut wie immer gegeben.